Zwangsstörung: Symptome, Ursachen und Behandlung
Eine Zwangsstörung ist eine psychische Erkrankung, die durch wiederkehrende, unkontrollierbare Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen gekennzeichnet ist. Diese Gedanken lösen häufig unangenehme Gefühle wie Angst oder Ekel aus, woraufhin Betroffene zwanghafte Handlungen oder Rituale ausführen, um die innere Anspannung zu lindern. Leider bieten diese Handlungen meist nur kurzfristige Erleichterung. In diesem Artikel erfährst du, was eine Zwangsstörung ist, wie sie entsteht und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Eva-Maria Goblirsch
Was ist eine Zwangsstörung?
Eine Zwangsstörung ist eine psychische Erkrankung, die sich durch das Vorhandensein von Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen auszeichnet.
Zwangsgedanken sind belastende und quälende Gedanken, die sich immer wieder aufdrängen und die Kontrolle über den Betroffenen zu entziehen scheinen. Diese Gedanken können angstauslösend, obszön oder gewalttätig sein und erheblichen emotionalen Stress verursachen. Betroffene versuchen oft, diese Gedanken zu unterdrücken oder zu ignorieren – was jedoch selten gelingt.
Zwangshandlungen sind wiederholte Verhaltensweisen oder Rituale, die Betroffene ausführen, um die durch die Zwangsgedanken ausgelöste Angst oder Anspannung zu lindern. Diese Handlungen können exzessives Händewaschen, ständiges Überprüfen von Türen oder das Zählen von Dingen umfassen. Auch wenn Betroffene wissen, dass ihre Zwangshandlungen irrational sind, fühlen sie sich gezwungen, sie auszuführen, um kurzfristige Erleichterung zu erfahren.
Es ist wichtig zu betonen, dass eine Zwangsstörung nicht einfach eine merkwürdige Angewohnheit ist – sie ist eine ernsthafte psychische Erkrankung, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen kann.
Wie viele sind betroffen?
In Deutschland sind etwa 2,3 Millionen Menschen von einer Zwangsstörung betroffen. Psycholog:innen gehen sogar von einer hohen Dunkelziffer aus, was bedeutet, dass vermutlich noch viel mehr Menschen unerkannt unter dieser Störung leiden. Viele Betroffene empfinden Scham in Bezug auf ihre Erkrankung und zögern daher, darüber zu sprechen.
Die Lebzeitprävalenz zeigt, dass etwa 2-3 % der Menschen in Deutschland im Laufe ihres Lebens von einer Zwangsstörung betroffen sein könnten. Das bedeutet, dass insgesamt etwa 1,7 bis 2,5 Millionen Menschen eine Zwangsstörung entwickeln können. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Zwangsstörungen relativ häufig vorkommen und eine bedeutende Rolle im Bereich der psychischen Gesundheit spielen.
Welche Symptome treten bei einer Zwangsstörung auf?
Zwangsstörungen äußern sich durch wiederkehrende, belastende und unkontrollierte Gedanken, Bilder oder Impulse – sogenannte Zwangsgedanken – sowie durch wiederholte, zwanghafte Handlungen oder Rituale – sogenannte Zwangshandlungen. Diese Symptome können das tägliche Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.
Zwangsgedanken
Zwangsgedanken sind aufdringlich und können Ängste oder Zweifel auslösen. Sie können beispielsweise die Angst vor Keimen, gewalttätige oder sexuelle Impulse oder Sorgen über mögliche Katastrophen umfassen. Obwohl Betroffene wissen, dass diese Gedanken irrational sind, fällt es ihnen schwer, sie zu ignorieren oder abzuwenden.
Zwangshandlungen
Um den Stress der Zwangsgedanken zu lindern, führen viele Betroffene zwanghafte Handlungen durch, wie ständiges Händewaschen, Überprüfen oder Zählen. Diese Handlungen wirken oft irrational, doch sie dienen zur kurzfristigen Beruhigung. Der Teufelskreis der Zwangshandlungen verstärkt sich, da sie zu einer Erleichterung führen, die jedoch nur von kurzer Dauer ist.
Welche Ursachen oder Risikofaktoren gibt es für eine Zwangsstörung?
Die Ursachen einer Zwangsstörung sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass biologische, genetische, neurologische und psychosoziale Faktoren eine Rolle spielen.
Biologische Ursachen: Unterschiede im Gehirn und eine Fehlfunktion bestimmter Neurotransmitter (z.B. Serotonin) könnten zu Zwangsstörungen beitragen.
Genetische Faktoren: Eine familiäre Häufung von Zwangsstörungen weist darauf hin, dass auch genetische Veranlagung eine Rolle spielen könnte.
Psychosoziale Faktoren: Stress oder belastende Lebensereignisse können das Risiko erhöhen, eine Zwangsstörung zu entwickeln. Auch das Erlernen von bestimmten Verhaltensmustern in Reaktion auf unangenehme Gedanken könnte zur Entstehung einer Zwangsstörung beitragen.
Zwangsstörung: Was tun?
Wenn du an einer Zwangsstörung leidest, ist es entscheidend, frühzeitig professionelle Hilfe zu suchen. Eine geeignete Behandlung kann den Betroffenen helfen, ihre Symptome zu bewältigen und ein erfülltes Leben zu führen. Zu den gängigsten Behandlungsansätzen gehören die kognitive Verhaltenstherapie und medikamentöse Therapie.
Therapie von Zwangsstörung
Die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) ist eine der meist empfohlenen Therapieformen. Ein wichtiger Bestandteil ist die Exposition mit Reaktionsverhinderung, bei der Betroffene gezielt mit den Auslösern ihrer Zwangsgedanken konfrontiert werden, ohne ihre Zwangshandlungen auszuführen. Diese Methode hat sich als sehr effektiv erwiesen.
Medikamentöse Behandlung
In einigen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung mit Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs) hilfreich sein, insbesondere wenn die Symptome schwerwiegender sind. Diese Medikamente wirken auf die Serotoninwerte im Gehirn und lindern die Symptome.
Wie kann ich mit einer Zwangsstörung umgehen und ihr vorbeugen?
Obwohl es keine sichere Methode gibt, eine Zwangsstörung vollständig zu verhindern, können bestimmte Maßnahmen helfen, das Risiko zu verringern oder die Symptome zu lindern.
- Gesunde Lebensweise: Achte auf ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und körperliche Aktivität.
- Stressbewältigung: Techniken wie Yoga, Meditation und regelmäßige Bewegung können helfen, Stress abzubauen.
- Früherkennung: Bei den ersten Anzeichen einer Zwangsstörung sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.
Was kann ich als Angehörige:r tun bei Zwangsstörung?
Wenn du jemanden kennst, der unter einer Zwangsstörung leidet, ist deine Unterstützung von großer Bedeutung.
- Informiere dich über die Erkrankung: Verstehe, was eine Zwangsstörung ist, um besser helfen zu können.
- Zeige Empathie und Geduld: Zwangsstörungen sind belastend, und Verständnis ist entscheidend.
- Ermutige zur professionellen Hilfe: Unterstütze den Betroffenen dabei, therapeutische Hilfe zu suchen.
- Vermeide Zwangsreaktionen: Sei geduldig und vermeide es, Zwangshandlungen zu unterstützen.
Zusammengefasst...
Eine Zwangsstörung kann das Leben der Betroffenen stark einschränken – doch sie ist behandelbar. Mit der richtigen Unterstützung und Therapie können die Symptome gemildert und ein erfülltes Leben wieder ermöglicht werden. Falls du selbst betroffen bist oder jemanden kennst, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es gibt immer Hoffnung auf Besserung.
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Quellen & weiterführende Links
- https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/krankheitsangststoerung
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/79602/Krankheitsangst-Keine-Bagatelle
- https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/new
- archiv/artikel/hypochonder-sind-keine-simulanten-sie-haben-grosse-aengste/
- Therapie Tools Angststörungen (Silka Hagena, Malte Gebauer)
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