Nebenwirkungen von Ketamin: Was du vor einer Therapie wissen solltest
Ketamin wird immer häufiger als vielversprechende Therapie bei schweren Depressionen, chronischen Schmerzen und PTBS eingesetzt. Bevor du dich für eine Ketamintherapie entscheidest, solltest du über mögliche Nebenwirkungen Bescheid wissen. In diesem Artikel erfährst du alles über häufige, seltene und langfristige Nebenwirkungen und erhältst Tipps, wie du diese minimieren kannst.
Eva-Maria Goblirsch
Häufige Nebenwirkungen von Ketamin
Viele Patienten vertragen Ketamin gut, aber wie bei jedem Medikament gibt es potenzielle Nebenwirkungen. Zu den häufigeren Reaktionen während oder nach einer Infusion gehören:
- Schwindel und Benommenheit: Einige Patienten berichten von einem Gefühl der Leichtigkeit oder des Schwankens, das typischerweise kurz nach der Behandlung auftritt. Dieses Gefühl klingt in der Regel nach einigen Stunden wieder ab.
- Übelkeit: Vor allem bei intravenöser Verabreichung kann Ketamin gelegentlich leichte Übelkeit oder Erbrechen verursachen.
- Erhöhter Blutdruck: Ketamin kann vorübergehend den Blutdruck und die Herzfrequenz steigern. Dies ist in der Regel nicht bedenklich, sollte jedoch bei Patienten mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen sorgfältig überwacht werden.
Seltener auftretende Nebenwirkungen
Neben den häufigeren Nebenwirkungen gibt es auch weniger verbreitete Reaktionen, die dennoch nicht unbeachtet bleiben sollten. Einige Patienten berichten beispielsweise von vorübergehender Verwirrung oder Desorientierung. In solchen Fällen fällt es den Betroffenen oft schwer, sich zu konzentrieren oder klar zu denken. Dies kann unangenehm sein, lässt sich jedoch in den meisten Fällen durch eine sorgfältige Nachsorge schnell wieder beheben, sodass das allgemeine Wohlbefinden rasch zurückkehrt.
Ein weiteres mögliches Symptom nach der Behandlung ist das Auftreten von Kopfschmerzen. In einigen Fällen kann Ketamin leichte bis moderate Kopfschmerzen verursachen. Diese sind jedoch meist vorübergehend und können durch einfache Maßnahmen wie viel Wasser trinken und ausreichend Ruhe gelindert werden.
Obwohl Ketamin für viele Patienten beruhigend wirkt, berichten einige nach der Behandlung von Schlaflosigkeit oder Unruhe, besonders in der Nacht. Diese Schlafstörungen können die Erholung beeinträchtigen, verschwinden jedoch oft nach kurzer Zeit wieder. In solchen Fällen kann es hilfreich sein, mit dem behandelnden Arzt über mögliche Maßnahmen zur Unterstützung des Schlafes zu sprechen.
Langfristige Risiken und Bedenken
Ketamin ist bei kontrollierter Anwendung in der Therapie sicher, doch bei chronischem oder unsachgemäßem Gebrauch können folgende Risiken bestehen:
- Blasenprobleme: Bei wiederholtem Konsum, wie es bei Freizeitgebrauch beobachtet wird, kann Ketamin die Blase reizen und zu Symptomen wie Schmerzen oder erhöhtem Harndrang führen. In einer klinischen Umgebung ist das Risiko jedoch gering.
- Abhängigkeit: Obwohl das Risiko einer Sucht bei therapeutischer Anwendung gering ist, sollte es insbesondere bei Patienten mit einer Vorgeschichte von Suchtkrankheiten berücksichtigt werden. Regelmäßige Überprüfungen durch das Behandlungsteam minimieren dieses Risiko.
- Kognitive Beeinträchtigungen: Langfristiger Gebrauch könnte Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme verursachen. Bei der klinischen Anwendung tritt dies selten auf, wird jedoch sorgfältig überwacht.
Wie du Nebenwirkungen minimieren kannst
- Wähle Professionalität: Eine Ketamintherapie sollte immer von geschultem medizinischem Personal in einer professionellen Umgebung durchgeführt werden. Kliniken oder Zentren mit Erfahrung können Nebenwirkungen frühzeitig erkennen und entsprechend handeln.
- Bereite dich vor: Sprich mit deinem Arzt darüber, ob du bestimmte Medikamente oder Nahrungsmittel meiden solltest, um das Risiko von Nebenwirkungen zu reduzieren. Eine positive mentale Vorbereitung kann ebenfalls hilfreich sein.
- Kommuniziere offen: Teile deinem Behandlungsteam mit, wenn du dich unwohl fühlst oder Nebenwirkungen bemerkst. Offene Kommunikation ist entscheidend für eine erfolgreiche Therapie.
- Lass dich begleiten: Viele Patienten empfinden es als beruhigend, eine vertraute Person zur Therapie mitzunehmen, die nach der Behandlung unterstützen kann.
Zusammengefasst…
Ketamin kann eine transformative Wirkung auf dich haben, wenn du unter behandlungsresistenten Erkrankungen leidest. Wie bei jeder Therapie ist es jedoch wichtig, die möglichen Nebenwirkungen zu kennen und sie mit deinem Arzt zu besprechen. Mit der richtigen Vorbereitung und Betreuung kannst du die Vorteile optimal nutzen und Risiken minimieren. Informiere dich gut und vertraue auf die Expertise deines medizinischen Teams – so wird deine Therapie sicher und effektiv.
Quellen
- Feder, A., Parides, M. K., Murrough, J. W. (2014). Ketamine Treatment for Refractory Depression: Comprehensive Review. JAMA Psychiatry. (LINK)
- Morgan, C. J., Curran, H. V. (2012). Ketamine Use: Pharmacology, Effects, and Risks. Neuropharmacology. (LINK)
- Zarate, C. A., et al. (2006). A Randomized Trial of an N-methyl-D-aspartate Antagonist in Treatment-Resistant Major Depression. Archives of General Psychiatry. (LINK)
- "Langfristige Folgen des Ketaminkonsums" von Drugcom (2009). (LINK)
- Informationen der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI). (LINK)