Ketamin Ampullen

Ketamintherapie bei Depression - zahlt die Krankenkasse?

Ein Überblick über Kosten, Wirksamkeit und die Frage der Krankenkassenübernahme

Eva-Maria Goblirsch

Eva-Maria Goblirsch

Ketamintherapie bei Depression – Zahlt die Krankenkasse?

Für viele Menschen, die an einer schweren Depression leiden, kann die Aussicht auf Besserung entmutigend wirken – besonders dann, wenn herkömmliche Medikamente oder Psychotherapien keine Wirkung zeigen. In solchen Momenten wächst der Wunsch nach innovativen, wirksamen Behandlungsformen. Eine besonders vielversprechende Option ist die Ketamintherapie, insbesondere in Form von Ketamin-Racemat-Infusionen. Doch wie funktioniert diese Therapie – und wird sie von der Krankenkasse übernommen?

Was genau ist eine Ketamintherapie?

Ketamin wurde ursprünglich als Anästhetikum entwickelt. In der modernen Medizin hat sich jedoch gezeigt, dass es weit mehr kann: In niedriger Dosierung entfaltet Ketamin eine rasch wirksame antidepressive Wirkung – besonders bei sogenannten therapieresistenten Depressionen.

Ein besonderer Vorteil: Ketamin-Racemat-Infusionen wirken häufig bereits nach der ersten oder zweiten Behandlung. Viele Patient:innen berichten von einer spürbaren Stimmungsaufhellung innerhalb weniger Stunden – ein großer Kontrast zu herkömmlichen Antidepressiva, deren Wirkung oft Wochen auf sich warten lässt.

„Ketamin hat mir in einer Phase geholfen, in der ich keine Hoffnung mehr hatte. Die Wirkung war schnell und tiefgreifend – wie ein Reset für meine Psyche.“ – Patientin (42), nach 6 Ketamin-Infusionen

Ketamin-Racemat vs. Esketamin – Was ist der Unterschied?

In Deutschland ist seit 2019 das Medikament Esketamin (Handelsname: Spravato) zugelassen – ein Wirkstoff, der aus dem Ketamin-Racemat abgeleitet ist. Esketamin wird als Nasenspray verabreicht und darf nur unter strengen Auflagen in psychiatrischen Einrichtungen angewendet werden.

Ketamin-Racemat-Infusionen hingegen enthalten beide Wirkformen des Moleküls (S- und R-Enantiomer) und werden intravenös verabreicht. Studien zeigen, dass diese Kombination in vielen Fällen eine stärkere und länger anhaltende antidepressive Wirkung entfalten kann als reines Esketamin.

Sind Ketamin-Infusionen legal – und was bedeutet „Off-Label“?

Ja – Ketamin-Infusionen sind in Deutschland legal, werden jedoch als Off-Label-Therapie eingesetzt. Das bedeutet, dass das Medikament nicht offiziell für die Behandlung von Depressionen zugelassen ist, obwohl wissenschaftliche Erkenntnisse und klinische Erfahrungen eine deutliche Wirksamkeit zeigen.

Diese „Off-Label“-Einstufung bedeutet jedoch, dass die Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenversicherung eingeschränkt ist – ein Aspekt, der vielen Betroffenen Sorgen bereitet.

🧠 INFOBOX: Warum wirkt Ketamin bei Depressionen?

Ketamin beeinflusst das Glutamat-System im Gehirn – ein ganz anderer Wirkmechanismus als bei klassischen Antidepressiva. Es fördert die Neubildung von Synapsen und stärkt die neuronale Plastizität – also die Fähigkeit des Gehirns, sich neu zu vernetzen. Besonders bei chronischer Depression kann dies zu einer spürbaren Entlastung führen.

Zahlt die Krankenkasse für Ketamin?

Gesetzliche Krankenversicherung (GKV)

Die GKV übernimmt aktuell nur unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten – und ausschließlich für Esketamin (Spravato):

✔️ Bestätigte Diagnose einer therapieresistenten Depression ✔️ Nachweis über mehrere gescheiterte Therapieansätze ✔️ Kombination mit Psychotherapie ✔️ Verabreichung unter ärztlicher Aufsicht in der Klinik

Ketamin-Racemat-Infusionen sind von dieser Regelung derzeit ausgeschlossen. Es gibt jedoch die Möglichkeit, über einen Einzelfallantrag mit ärztlichem Gutachten eine Kostenerstattung zu beantragen – mit durchaus variierenden Erfolgsaussichten.

Private Krankenversicherung (PKV)

Private Versicherer zeigen sich oft flexibler. Je nach Vertrag und individueller ärztlicher Einschätzung können sowohl Esketamin als auch Ketamin-Infusionen ganz oder teilweise übernommen werden. Auch hier ist ein gut begründeter Antrag hilfreich.

📄 INFOBOX: Wichtige Voraussetzungen für die Kostenübernahme

  • Ärztliche Diagnose einer therapieresistenten Depression
  • Dokumentation vorangegangener Therapien
  • Behandlungsplan mit ärztlichem Gutachten
  • Bei GKV: Antrag auf Einzelfallentscheidung
  • Bei PKV: Rücksprache mit dem Versicherer

Was sollten Betroffene tun?

Wenn du oder eine dir nahestehende Person an einer schweren Depression leidet und klassische Behandlungen nicht helfen, kann die Ketamintherapie eine wertvolle Alternative sein. Folgende Schritte können helfen:

  1. Fachärztliche Beratung einholen – am besten in einer spezialisierten Klinik oder Praxis.
  2. Behandlungsplan erstellen lassen, inklusive Gutachten und Dokumentation bisheriger Therapieversuche.
  3. Antrag bei der Krankenkasse stellen – bei der GKV als Einzelfall, bei der PKV direkt über den Leistungsservice.
  4. Widerspruch einlegen, falls abgelehnt – beharrliches Nachhaken kann sich lohnen.

„Für viele Patient:innen mit schwer behandelbaren Depressionen sind Ketamin-Infusionen ein Wendepunkt. Diese Therapie verdient mehr Aufmerksamkeit – und bessere Zugänge.“ – Dr. M. Schröder, Facharzt für Psychiatrie & Psychotherapie

Fazit

Die Ketamintherapie – insbesondere in Form von Racemat-Infusionen – bietet neue Hoffnung für Menschen mit schwerer Depression. Ihre rasche Wirkung, gute Verträglichkeit und das Potenzial, selbst in aussichtslos wirkenden Situationen Linderung zu verschaffen, machen sie zu einer bedeutenden Innovation in der Psychiatrie.

Auch wenn die Kostenübernahme durch die Krankenkassen noch nicht flächendeckend geregelt ist, lohnt sich ein genauer Blick auf individuelle Möglichkeiten – besonders dann, wenn konventionelle Wege ausgeschöpft sind.

📚 Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). (2020). S3-Leitlinie: Unipolare Depression.
  • Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). (2022). Zulassung von Spravato (Esketamin).
  • Mutschler, E., Schäfer

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