Boreout – Wenn Langeweile im Job krank macht
Stell dir vor, du sitzt an deinem Schreibtisch, starrst auf den Bildschirm und fühlst, wie die Zeit fast stillzustehen scheint. Die Minuten ziehen sich in die Länge, jede Aufgabe wirkt belanglos, und tief in dir stellt sich die Frage: „Ist das wirklich alles?“ Dieses Gefühl ist mehr als nur ein schlechter Tag im Büro – es könnte ein Hinweis auf Boreout sein. Boreout beschreibt einen Zustand von chronischer Langeweile, Unterforderung und Desinteresse am Arbeitsplatz. Obwohl weniger bekannt als das Burnout-Syndrom, kann Boreout ähnliche psychische und physische Belastungen mit sich bringen. Dieser Artikel erklärt, was Boreout ist, wie es entsteht und was du dagegen tun kannst, um dich wieder erfüllt und motiviert zu fühlen.
Eva-Maria Goblirsch
Was ist Boreout?
Der Begriff Boreout stammt aus der Arbeitspsychologie und beschreibt das Gegenteil von Burnout: Während Burnout durch Überforderung entsteht, resultiert Boreout aus dauerhafter Unterforderung und Langeweile. Betroffene fühlen sich sinnentleert und oft auch nutzlos, da sie keine Gelegenheit haben, ihre Fähigkeiten auszuschöpfen oder sich mit anspruchsvollen Aufgaben zu beschäftigen.
Ursachen von Boreout
Boreout entsteht durch eine Vielzahl von Faktoren. Typische Ursachen sind:
- Quantitative Unterforderung: Es gibt einfach nicht genug Aufgaben, um den Arbeitstag sinnvoll zu füllen.
- Qualitative Unterforderung: Die Aufgaben sind so einfach oder monoton, dass sie keinen Einsatz von Fähigkeiten oder Kreativität erfordern.
- Monotonie: Ein wiederkehrender Arbeitsalltag ohne Abwechslung oder neue Herausforderungen führt schnell zu Desinteresse.
Laut einer Umfrage gaben 41 % der Befragten an, dass ihr Potenzial im Job nicht ausgeschöpft wird. Ein solcher Zustand ist nicht nur frustrierend, sondern kann einen Teufelskreis auslösen: Wer sich bei der Arbeit langweilt, liefert oft schlechtere Ergebnisse ab und wird in der Folge mit noch uninteressanteren Aufgaben betraut.
Viele Betroffene versuchen, ihre Langeweile zu verbergen – aus Angst, als faul oder undankbar wahrgenommen zu werden. Um beschäftigt zu wirken, ziehen sie einfache Aufgaben künstlich in die Länge, organisieren unnötige Meetings oder machen Überstunden, ohne tatsächlich produktiv zu sein. Zwischen diesen Scheinaktivitäten werden dann oft private Dinge erledigt, wie das Buchen eines Urlaubs oder das Versenden von Sprachnachrichten.
Auf den ersten Blick mag „bezahlt fürs Nichtstun“ verlockend klingen, doch die psychischen und physischen Folgen von chronischer Langeweile können schwerwiegend sein.
Warum Langeweile so belastend ist
Langeweile ist mehr als nur ein unangenehmes Gefühl – sie kann quälend sein. Der Begriff Boreout leitet sich vom englischen „boredom“ (Langeweile) ab, und eine der drei Hauptsäulen des Syndroms ist tatsächlich dieses Gefühl des „Stillstands“.
Langeweile entsteht, wenn wir uns nach Stimulation sehnen, diese aber nicht bekommen. Unser Gehirn reagiert darauf, indem der vordere Hirnkortex, der auf Außenreize reagiert, herunterfährt. Das Resultat: ein Gefühl von Leere und Zeit, die sich endlos hinzieht.
Eine Studie der University of Virginia zeigt, wie belastend Langeweile sein kann. Teilnehmer:innen saßen allein in einem Raum, ohne Ablenkungen – einzig mit der Option, sich selbst unangenehme Stromstöße zu verpassen. Trotz vorheriger negativer Bewertungen der Stromstöße griffen 25 % der Frauen und 67 % der Männer zur Selbststimulation, nur um der Langeweile zu entkommen.
Chronische Langeweile, wie sie beim Boreout entsteht, kann deshalb nicht nur unangenehm, sondern auch gesundheitlich belastend sein.
Symptome von Boreout
Auch wenn Boreout keine offiziell anerkannte Krankheit ist, äußert es sich durch Symptome, die psychisch und physisch belastend sein können. Diese ähneln teils den Anzeichen von Burnout oder Depressionen:
Psychische Symptome:
- Anhaltende Langeweile und Unterforderung
- Gefühl der Sinnlosigkeit und Motivationslosigkeit
- Frustrierende Leere
- Gereiztheit und Rückzug von Kolleg:innen
- Geringes Selbstwertgefühl
Körperliche Symptome:
- Schlafstörungen
- Chronische Schmerzen, z. B. Rücken- oder Kopfschmerzen
- Herz-Kreislauf-Beschwerden
Chronische Unterforderung und Langeweile erzeugen inneren Stress, der langfristig zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen kann.
Was tun gegen Boreout?
Wenn du das Gefühl hast, dass du an Boreout leidest, ist es wichtig, aktiv gegenzusteuern. Hier sind fünf Schritte, die dir helfen können:
1. Werde dir über deine Wünsche klar
Frage dich selbst, was dir im Job wirklich fehlt: Möchtest du mehr Verantwortung, abwechslungsreichere Aufgaben oder vielleicht die Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu entwickeln? Klarheit über deine Wünsche ist der erste Schritt zu mehr Zufriedenheit.
2. Sprich mit deiner Führungskraft
Ein ehrliches Gespräch mit deinem oder deiner Vorgesetzten kann oft helfen. Signalisierst du Interesse an neuen Herausforderungen, können sich Möglichkeiten ergeben, die du vorher nicht gesehen hast.
3. Praktiziere Job-Crafting
Wenn direkte Veränderungen schwierig sind, kannst du versuchen, deine aktuellen Aufgaben proaktiv anzupassen. Hole dir mehr Feedback, bringe eigene Ideen ein oder gestalte deinen Arbeitsalltag flexibler, um neue Impulse zu schaffen.
4. Suche einen Ausgleich
Falls der Arbeitsplatz keine Abwechslung bietet, kannst du dir außerhalb der Arbeit neue Herausforderungen suchen – sei es durch ein Ehrenamt, ein kreatives Hobby oder Weiterbildungen.
5. Ziehe einen Jobwechsel in Betracht
Wenn alle anderen Maßnahmen scheitern, ist es manchmal besser, den Arbeitsplatz zu wechseln. Ein neuer Job kann nicht nur neue Motivation bringen, sondern auch langfristig dein Wohlbefinden steigern.
Unterstützung bei herausfordernden Lebenssituationen
Boreout kann schwerwiegende Auswirkungen auf dein Wohlbefinden und deine Karriere haben, aber du bist nicht allein. Amayu bietet dir professionelle Unterstützung, um herausfordernde Lebenssituationen zu bewältigen. Mit individuellen Online-Sitzungen, hilfreichen Ressourcen und einer einfühlsamen Community begleiten wir dich auf deinem Weg zu neuer Stärke und Klarheit.
Entdecke Möglichkeiten, deine Gefühle zu verarbeiten und dich Schritt für Schritt wieder auf ein erfülltes Leben auszurichten.
Quellen:
- Brühlmann, T. (2015). Müdigkeit bei Burnout und Boreout. Swiss Medical Forum.
- Scherenberg, V. (2014). Über- und Unterforderung am Arbeitsplatz: Burnout und Boreout. Public Health Forum.
- Wilson, T. D. et al. (2014). Just think: The challenges of the disengaged mind. Science.
- Bücher: Diagnose Boreout von Philippe Rothlin und Peter Werder; Besser fühlen von Leon Windscheid.
- Podcasts: Achtsam (Folge: „Boreout – achtsam mit Langeweile umgehen“), Quarks Daily (Folge: „Burnout vs. Boreout“).
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