Angststörungen – Was du wissen solltest und wie du sie erkennst
In diesem Artikel wird erläutert, wie Angststörungen das tägliche Leben beeinflussen und welche Symptome sie mit sich bringen. Mit der richtigen Unterstützung und gezielten Techniken können Betroffene lernen, ihre Ängste besser zu verstehen und zu bewältigen. Besonders wichtig ist zu wissen, dass Angststörungen behandelbar sind – der Artikel gibt zudem einen Einblick in verschiedene Therapieansätze.
Wie wäre das Leben ganz OHNE ANGST? Nicht möglich! Angst ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf reale bzw. wahrgenommene Bedrohungen. Sie hilft uns, in gefährlichen Situationen aufmerksam zu sein und schnell reagieren zu können. Doch bei manchen Menschen kann Angst zu einem ständigen Begleiter werden, der das tägliche Leben massiv beeinflusst. In solchen Fällen sprechen wir von Angststörungen. Aber wie erkennst du, ob du an einer Angststörung leidest? Und wie fühlt sich das an?
Woran erkenne ich, dass ich an einer Angststörung leide?
Angststörungen zeichnen sich durch übermäßige, langanhaltende und oft irrationale Ängste aus, die über das hinausgehen, was in einer bestimmten Situation angemessen oder realistisch ist. Diese Ängste können das Leben der betroffenen Person erheblich beeinträchtigen, insbesondere wenn sie in sozialen, beruflichen oder alltäglichen Situationen auftreten.
Die Symptome einer Angststörung sind nicht immer offensichtlich. Sie können sich sowohl psychisch als auch körperlich bemerkbar machen. Viele Betroffene berichten von ständigem Grübeln, nervösen Gedanken und dem Gefühl, ständig in „Alarmbereitschaft“ zu sein – als ob eine Gefahr im Raum steht, auch wenn keine erkennbar ist.
Wie fühlt sich eine Angststörung an?
Die Erfahrung einer Angststörung kann sehr individuell sein, aber einige typische Gefühle und Gedanken sind häufig:
- Ständige Besorgnis oder Nervosität: Du machst dir ständig Sorgen, selbst über Dinge, die dir normalerweise keine Angst machen würden. Dein Kopf fühlt sich wie ein Karussell an, das nicht aufhören kann, sich um bestimmte Gedanken zu drehen.
- Überwältigende Sorgen über die Zukunft: Du befürchtest, dass in der Zukunft etwas Schlimmes passieren könnte, sei es auf der Arbeit, in Beziehungen oder in deinem persönlichen Leben. Diese Sorgen können lähmend sein und dich davon abhalten, Entscheidungen zu treffen oder zu handeln.
- Gefühl der Kontrolle zu verlieren: Ein häufiges Gefühl bei Angststörungen ist das Gefühl, keine Kontrolle mehr zu haben, sowohl über deine Gedanken als auch über deinen Körper.
- Übermäßige Besorgnis über bestimmte Themen: Manche Menschen entwickeln eine spezifische Angst vor bestimmten Dingen oder Situationen, wie etwa vor Fliegen, vor engen Räumen oder vor Menschenmengen. Diese Phobien sind häufig Teil einer Angststörung.
Ein paar Geschichten aus dem Leben
- Marie, 32 Jahre alt
„Ich hatte schon immer mal eine leichte Nervosität in großen Gruppen, aber vor ein paar Monaten wurde es schlimmer. Ich bin mit Freunden in ein Restaurant gegangen, aber als ich die Menschenmenge sah, fühlte ich plötzlich, dass mir die Luft wegbleibt. Mein Herz raste und ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Seitdem vermeide ich solche Situationen, aber ich weiß nicht mehr, wie ich mein normales Leben weiterführen kann.“
- Nadine, 42 Jahre
„Ich war immer eine selbstbewusste Person, aber als ich meinen Job verlor, veränderte sich alles. Plötzlich überkam mich eine unkontrollierbare Angst – vor der Zukunft, vor meiner finanziellen Situation, davor, dass ich meiner Familie nicht gerecht werde. Ich begann, mich zu isolieren, weil ich mich vor allem und jedem schämte.“
- Heiner, 68 Jahre
„Seitdem mein Mann verstorben ist, fühle ich mich oft hilflos. Jede Nacht liege ich wach und denke an all die Dinge, die schiefgehen könnten – ob ich eines Tages ins Krankenhaus muss oder ob ich jemanden belaste. "Die Angst, alleine zu sein, ist manchmal erdrückend.“
Angststörungen zeigen sich in jeder Altersgruppe anders und sind immer von den jeweiligen Lebensumständen geprägt. Ob es sich um die Angst vor Trennung in der Kindheit, die Unsicherheit in der Jugend, den Druck in der Lebensmitte oder die Einsamkeit im Alter handelt – jede Erfahrung verdient Aufmerksamkeit und Mitgefühl.
Welche Arten von Angststörungen gibt es?
Angststörungen sind nicht gleich, und es gibt verschiedene Arten, wie sie sich manifestieren können. Einige der häufigsten Formen sind: Generalisierte Angststörung (GAD): Betroffene leiden unter anhaltender, übermäßiger Sorge, die sich auf verschiedene Lebensbereiche bezieht – Arbeit, Gesundheit, Familie und mehr. Diese Sorgen sind oft unangemessen und schwer zu kontrollieren.
Mit starken körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Zittern, Schwindel und Atemnot verbunden, lässt sich die genannte „Panikstörung“ unterscheiden. Bei dieser Form der Angststörung erleben Betroffene plötzlich und unerwartet intensive Panikattacken, ohne erkennbaren Grund. Sie werden von intensiver Angst oder einem Gefühl der Überforderung begleitet. Menschen mit einer Panikstörung leben oft in der ständigen Sorge, dass eine weitere Attacke auftreten könnte, was ihr Leben stark beeinträchtigen kann.
Die Soziale Angststörung, auch als Soziale Phobie bekannt, ist eine psychische Erkrankung, bei der Betroffene eine starke und anhaltende Angst vor sozialen oder leistungsbezogenen Situationen haben. Sie fürchten, von anderen negativ bewertet, gedemütigt oder bloßgestellt zu werden. Diese Angst geht über normales Lampenfieber oder Schüchternheit hinaus und beeinträchtigt oft das tägliche Leben erheblich.
Etwas spezifischer ist die so genannte isolierte Phobie. Das beschreibt eine starke Angst vor einem bestimmten Objekt oder einer bestimmten Situation, wie z.B. Höhenangst, Angst vor Tieren oder Flugangst, etc.
Als letztes wird die Zwangsstörung (OCD) unter dieser Kategorie erwähnt. Obwohl sie technisch gesehen keine klassische Angststörung ist, geht sie oft mit starken Ängsten einher. Menschen mit OCD haben zwanghafte Gedanken und wiederholen bestimmte Handlungen, um diese Ängste zu kontrollieren oder zu lindern.
Körperliche Symptome einer Angststörung
Neben den psychischen Symptomen gehen Angststörungen oft mit körperlichen Beschwerden einher. Diese können schwerwiegender wirken und sind oft ein Grund, warum Menschen sich nicht sicher sind, ob sie wirklich an einer psychischen Störung leiden oder ob es sich um etwas Körperliches handelt. Zu den häufigsten körperlichen Symptomen gehören:
- Herzrasen oder ein schneller Herzschlag
- Kurzatmigkeit oder das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen
- Schwitzen, Zittern oder Hitzewallungen
- Kopfschmerzen oder Schwindel
- Muskelschmerzen oder Verspannungen
- Übelkeit oder Bauchschmerzen
- Schlafstörungen (Ein- oder Durchschlafprobleme)
Wie geht man mit einer Angststörung um?
Wenn du denkst, dass du an einer Angststörung leidest, ist es wichtig, Hilfe zu suchen. Angststörungen sind behandelbar, und du musst nicht alleine damit leben. Oft helfen eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten, um die Symptome zu lindern und ein normales Leben zu führen.
Entspannungstechniken, Atemübungen und achtsame Meditation können ebenfalls dabei helfen, das emotionale Gleichgewicht wiederzufinden.
Angststörungen sind weit verbreitet und es ist wichtig zu erkennen, dass diese Ängste nicht einfach „nur Kopfsache“ sind – sie sind real und belastend. Der erste Schritt zur Besserung ist, dir selbst einzugestehen, dass du Hilfe annehmen darfst. Mit Unterstützung und wissenschaftlich bewährten Techniken kannst du lernen, deine Ängste besser zu verstehen und einen Umgang mit ihnen zu finden. Es gibt viele Möglichkeiten, wieder Hoffnung zu schöpfen und den Alltag leichter zu meistern – ein Weg, der sich lohnt.
Quellen
- American Psychiatric Association. Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5), 5. Auflage, 2013.
- Mayo Clinic. "Anxiety Disorders: Symptoms and Causes". (Link)